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HUNDEINTERNATE / BOOTCAMPS / DEN HUND ZUM ERZIEHEN ABGEBEN

11. Januar 2023

HUNDEINTERNATE / BOOTCAMPS / DEN HUND ZUM ERZIEHEN ABGEBEN

Jeder Hundetrainer tut es (manchmal) und viele Hundehalter, die in Hundeschulen sind, haben es schonmal erlebt: der Trainer übernimmt mal eben den Hund und zeigt bzw. demonstriert etwas. Meistens, um die nächste, einfache Übung zu zeigen, manchmal um selbst erzieherisch am Hund tätig zu werden. Und manchmal, um dem Halter den Spiegel vorzuhalten und die Überzeugung vom “unerziehbaren Hund” zu durchbrechen. Hunde passen ihr Verhalten fast immer an denjenigen an, mit dem sie es gerade zu tun haben. Es hilft Hundehaltern deshalb oft, ihren Hund einmal bei jemanden anderen zu sehen und festzustellen, dass es nicht “am Hund liegt” bzw. ihr Hund durchaus auch anders sein kann.  

Wenn der Hund fürs Training zum Trainer zieht

Es ist nichts falsch daran, sich als Trainer mal einen Kundenhund zu schnappen, um etwas vorzuzeigen oder auch um sich in einen Hund besser hineinfühlen zu können. Anders sieht es aber bei einem echten Halterwechsel aus bzw. aus Sicht des Hundes: bei einem Bezugspersonenwechsel.

So gibt es ja das Angebot der zeitweisen Übernahme eines Hundes zum Training. Sei es für die Grundausbildung oder zum Ausbügeln von Verhaltensauffälligkeiten. Das nennt sich dann Hundeinternat, Bootcamp oder ähnlich. Den Gedanken, den Hund in fachkundige Hände abzugeben und am Ende einen “fertigen” oder “reparierten” Hund zu bekommen, haben viele Menschen sicher schonmal gehabt und wo eine Nachfrage ist, gibt’s es natürlich auch ein Angebot. Das Ganze kann man durchaus kritisch hinterfragen, z. B. kann der Halter kaum die Methoden und den Umgang mit seinem Hund in einer solchen Einrichtung überprüfen.

Da ich mir aber sicher bin, dass es auch Kollegen und Kolleginnen gibt, die diese Art des Trainings sehr verantwortungsvoll und individuell praktizieren, stellt sich mir eine ganz andere, vielleicht nich ganz so offensichtliche Frage:

Was macht das mit dem Hund?

Was macht dieser vorübergehende Führerwechsel eigentlich mit dem Hund?
Sicher, es gibt auch unter den Hunden die einfach gestrickten Typen, denen es relativ egal ist, wer hinten dran hängt, solange der Napf regelmäßig gefüllt ist und es ausreichend Streicheleinheiten gibt. Will sagen, es gibt Hunde, denen macht so ein vorübergehender Heimatwechsel garnix aus.

Aber was ist mit den anderen? Was ist mit den den Einsteins und den Gue Guevaras unter den Hunden?
Nehmen wir einmal an, der Halter eines Hundes mit ein bisschen mehr Knete zwischen den Ohren, hat es also nicht hinbekommen mit der Erziehung. Der Hund tanzt ihm auf der Nase herum und hat vielleicht auch schonmal die Kauleisten eingesetzt, um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen. So einer landet dann vorrübergehend zur Beseitigung dieser Unannehmlichkeiten, sagen wir mal, zur Freude des Hundes und weil alles andere unstreitbar beschissen wäre, bei einem wirklich hundekompetenten Trainer. Der Hund merkt also schnell, dass er keine Pappnase mehr vor sich hat und nach einigen Wochen oder Monaten ist er auf Spur gebracht. Er hat gelernt, wie es ist geführt zu werden, was Sicherheit durch Menschen ist, was Fairness bedeutet. Und dann?

Verascht: du wohnst garnicht hier!

Blöd ist nämlich, dass der Hund nicht wissen kann, dass dieser neue Mensch (also der Trainer) nur vorrübergehend für ihn verantwortlich ist und dass das neue Umfeld nicht sein neues Zuhause ist. Und plötzlich gehts dann eines Tages zurück. Zurück zu dem, der es versaut hat bzw der es selbst nicht hinbekommen WOLLTE. Denn hätte er es gewollt, hätte er sich auch einen Trainer nachhause holen können, um selbst an den Baustellen zu arbeiten.

Wie muss sich das für den Hund anfühlen, wenn er diese neu gewonnene Sicherheit, diese Führungsperson, der er sich angeschlossen hat und die er ernst nimmt, wenn er das alles zurück lassen muss? Wenn er zurück an den Ort muss, wo er nicht verstanden wird?

Ist das fair? Ist das überhaupt nachhaltig?

Ja ich weiß, es gibt unterschiedlichste Formen der Übergabe nach solch einem Erziehungscamp. Mit Einweisung, gemeinsamen Training, usw. Aber wer einen Hund so weit bringt, dass er Problemverhalten zeigt und ihn dann zur Fehlerbehebung abgibt, damit es ein anderer wieder gerade biegen kann oder der ihn für die Grunderziehung oder Ausbildung abgibt, weil er sich selbst nicht die Mühe machen möchte, wie bereit wird so ein Menschen wohl sein, sich in seinem Verhalten und seiner Einstellung dem Hund gegenüber zu verändern? Wie nachhaltig kann die Arbeit des Trainers dann überhaupt sein?

Und da haben wir bis jetzt noch nicht über die Hunde gesprochen, die ihre Menschen vielleicht trotz allem abgöttisch lieben, plötzlich abgegeben, um dann später doch wieder aufgenommen zu werden. Was macht das mit dem Vertrauen dieser Hunde in ihre Menschen?

Viele Fragen.

Vielleicht gibt’s ja Kolleg*innen da draußen, die so eine Art des Trainings anbieten und praktizieren. Melde dich doch gern mal bei mir. Denn das hier ist kein Find-ich-alles-doof-Beitrag, sondern ich würde wirklich gerne wissen, wie die Erfahrungen so sind, wie es den Hunden damit geht. Vielleicht hab ich auch ein völlig falsches Bild davon. Ich bin für einen Austausch jedenfalls offen 🙂

Meld dich gern bei mir, wenn du dazu was zu sagen hast! klick